Zeit
Hab soviel Zeit in meinen Händen
lass sie durch meine Finger rinnen
ich seh das Stundenglas sich wenden
den Tag vergeh'n, die Nacht beginnen.
Nur träge macht mein Blick die Runde
das Auge speist in kleinen Bissen
es weiß, es bleibt ihm manche Stunde
bis jeder Eindruck ist umrissen
Nur manchmal fällt, so wie ein Stein
in die Gewässer der Gedanken
mit lautem Platsch ein Bild hinein
die Unbeweglichkeit muss wanken
Doch langsam mit der Wellen Kreise
die größer wer'n doch schwächer auch
verebbt die jähe Störung leise
verdampft wie kalter Atemhauch
Nicht oft schenkt man mir solche Stunden,
gibt man mir Zeit im Überfluss
doch nun hab ich mich selbst gefunden
und sag: "ich darf" und nicht "ich muss"
Hab soviel Zeit für heut gehabt
hab sie genutzt um aufzutanken
wer sie mir zur Verfügung gab
dem will aus tiefstem Herz ich danken.
Sep. 97 / Jan. 98
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